Glöwen
INFO-Flyer
Glöwen ist ein Runddorf und liegt in der südlichen Prignitz ca. 10 km nördlich von Havelberg entfernt. Erste Nachrichten vom Ort erhalten wir in einer Lehnsurkunde: Markgraf Ludwig verleihet den Sylen (Seelen) 1336 das Dorf Schönermark gegen Abtretung von Lohm und vier Hufen zu Glöwen.
1373 erfahren wir in einer weiteren Urkunde über einen Besitzwechsel. Markgraf Otto vereignet die Dörfer Glöwen und Schrepkow mit dem Patronat und allen Rechtigkeiten dem Bistum Havelberg. Der Bischof Otto (von Rohr, 1401- 1427) gibt die beiden Dörfer als Lehn an die Familie von Rohr, die ihren Rittersitz in Schrepkow haben.
Die Quitzows haben Glöwen nach 1464 vom Bischof als Lehn empfangen. Im weiteren Verlauf, Glöwen hat jetzt 24 Hüfner und 1 Kossäten, den Quitzowschen Gütern Quitzöbel und Rühstädt je zur Hälfte zugeordnet. Die Glöwener sind zu jener Zeit den beiden Gütern und den jeweiligen Herrschaften zu Abgaben und Frondiensten über Jahrhunderte verpflichtet. Durch entsprechende Gesetze in den Jahren 1810 bzw. 1816 endete diese Untertänigkeit der Bauern. Ein Großfeuer im Jahre 1811 vernichtet den südlichen Teil des Rundlings. Der Neuaufbau wurde etwas geräumiger gestaltet. Zu Zeiten des Bahnbaus haben sich viele Eigentümer angesiedelt.
1817 wurde auf den Hügeln nördlich des Dorfes die erste Windmühle errichtet. Von Havelberg über Glöwen nach Neuschrepkow wird auf Anordnung der Königlichen Regierung 1834 eine gerade Chaussee als schnellere und bessere Poststraße angelegt, die heutige B 107. Der Aufschwung beginnt in Glöwen 1844 bis 1846 mit dem Bau der Eisenbahnlinie Hamburg- Berlin. Der erste Zug hielt am 15. Oktober 1846 in Glöwen. Als Umsteigebahnhof bekommt Glöwen Bedeutung, als ab 1890 die Strecke nach Havelberg den Betrieb aufnimmt und 1900 kommt die Prignitzer Schmalspurbahn hinzu.
Im Jahre 1844 wurde ein Neubau der Kirche beschlossen, doch gebaut werden konnte erst 1875/77. Am 16. Dezember 1877 konnte sie nach zweijähriger Bauzeit eingeweiht werden. Die neue Kirche steht an der Stelle, an der die alte Kirche mit einem separaten Glockenturm im Westen stand. Bis 1900 steht an der Chaussee vom Bahnhof zum Dorf nur das Briefträgerhaus, welches am alten Reitpostweg von Wilsnack nach Kyritz steht. ( heute Neugebauer ). Ab den 1920er Jahren wurde mit der Bebauung der heutigen Bahnhofstraße durch Ein- und Zweifamilienhäuser begonnen. Der 30jährige Krieg ging an keinem Ort ohne Schaden vorüber. Wie hier in der Nähe der einzig möglichen Übergänge von Elbe und Havel waren ständig der Begegnung mit Heerzügen und deren Versorgung ausgesetzt. Zwischen Nitzow und Toppel waren Heereslager sehr häufig anzutreffen, die Wochen und Monate dort lagerten und von der Prignitzer Bevölkerung mitversorgt werden mußten.
1820 wurde das erste Glöwener Schulhaus als Fachwerkhaus schon viel zu klein gebaut, denn 1827 hatte Glöwen 90 schulpflichtige Kinder. 1835 waren es 130 und im Jahre 1837 schon 144 schulpflichtige Kinder. Ein zweites Schulhaus wird im Jahre 1866 massiv erbaut. Es hat die Jahreszahl im Westgiebel. 1900 wurde das 1820 gebaute Schulhaus abgerissen und ein neues massives Schulhaus an gleicher Stelle errichtet. Heute werden beide Schulhäuser als Wohnungen genutzt. Westlich von den Schulhäusern befand sich der Löschteich, an dessen Nordseite auch das erste Feuerwehrhaus stand. Die erst freiwillige Feuerwehr wurde 1911 gegründet. Seit 1844 liefen die Verhandlungen über den Neubau einer neuen Kirche, denn die alt war, wegen der ständig wachsenden Einwohnerzahl zu klein geworden. Es dauerte 30 Jahre, bis die neue Kirche gebaut werden konnte. Nach einer zweijährigen Bauzeit konnte sie 1877 eingeweiht werden. Die Glöwener haben lange an den hohen Baukosten zu zahlen gehabt. Die Apsis mit Altar der alten Kirche blieb erhalten, sie wurde geschickt der neuen Kirche angepaßt. Vor dem Altar der Kirche befand sich ein Grabgewölbe. Die Gruft war nur klein, es befanden sich nur spärliche Reste von Holzsärgen und Knochen. Wer dort einmal begraben worden ist, läßt sich nicht mehr feststellen. Zum 50jährigen Kirchenjubiläum 1927 wurde die Kirche vom Kirchenmaler Robert Sandfort künstlerisch renoviert. Im Jahre 1817 wird eine erste Bockwindmühle von Schmidt auf dem Berg errichtet. 1848 treffen wir auf eine zweite Bockwindmühle. Diese gehört dem Mühlenbesitzer Markurth aus Klein Leppin. Nach mehrmaligem Verkauf erwirbt der Mühlenbauer und Müller Güssow 1907 beide Bockwindmühlen. Ein Postamt öffnete im Jahre 1846.
Eine Friedenseiche wurde 1870/71 gepflanzt. 1923 wird das Kriegerdenkmal zu Ehren der im 1. Weltkrieg gefallenen Glöwener errichtet. Es steht in der Nähe der Friedenseiche. Die Prignitzer Schmalspurbahnen werden nach und nach still gelegt, so auch die Verbindung nach Lindenberg, die eine Weiterfahrt nach Pritzwalk, Kyritz oder Perleberg durch Umsteigen ermöglichte. „Pollo“ machte am 31.12. 1967 die letzte Fahrt. Im Jahre 1986 feierte die Gemeinde Glöwen ihre 650-Jahr-Feier. Zum Ortsteil Glöwen gehören auch die Gemeindeteile Groß Leppin, Storbeckshof und Zernikow.
Glöwen feierte vom 03.06. - 05.06.2011 sein 675-jähriges Jubiläum. Bilder vom Festumzug und der Veranstaltung finden Sie hier.
Bilder von Glöwen finden Sie hier.
Aktuelle Meldungen
Freiwillige Feuerwehr Glöwen feierte 100-jähriges Bestehen
(30. 08. 2011)Märkische Allgemeine v. 30.08.2011
GLÖWEN - Mit einem Volksfest beging die Freiwillige Feuerwehr Glöwen (Gemeinde Plattenburg) am Sonnabend ihr 100-jähriges Bestehen. Es wurde mit einem Korso von 19 Feuerwehrautos durch das große Dorf eingeleitet. Beteiligt waren befreundete Wehren aus der Umgebung sowie den Landkreisen Stendal und Ostprignitz-Ruppin.
Von weitem schon begrüßte auf dem Feuerwehrgerätehaus eine neue Wetterfahne mit den Jubiläumsdaten die zahlreich zum Gratulieren gekommenen Gäste. Zu diesen gehörte auch die Bürgermeisterin der Gemeinde Plattenburg, Gudrun Hoffmann. Sie stellte fest: „Als eine der Schwerpunktwehren hat die Feuerwehr Glöwen ihren festen Platz im Bereich des Brand- und Katastrophenschutzes der Gemeinde Plattenburg. So gibt es vor allem Einsätze auf den Bundesstraßen 5 und 107 sowie der Bahnstrecke zwischen Berlin und Hamburg mit ihren umfangreichen Waldgebieten.“
Das Aufgabenfeld der 27 aktiven Kameraden mit Wehrführer Jens Freye an der Spitze habe sich verlagert, so Hoffmann. Waren es früher hauptsächlich Brände, zu denen die Feuerwehr ausrücken musste, seien es heute die technischen Hilfeleistungen, die immer wieder neue Herausforderungen an die Kameraden stellten. „Daher ist es mir ein besonderes Bedürfnis, der Freiwilligen Feuerwehr Glöwen meinen Dank und meine Anerkennung für das bisher Geleistete auszusprechen“, erklärte die Bürgermeisterin.
Besonders bewährt hätten sich die Kameraden bei den Einsätzen während des Oderhochwassers 1997, bei den Elbehochwassern 2002 und 2006 sowie bei den komplizierten Einsätzen mit ihren Schneid- und Spreizgeräten bei Verkehrsunfällen. Eine große Herausforderung sei zudem der Brand des Glöwener Getränkestützpunktes im Januar 2010 bei Außentemperaturen von minus 15 Grad Celsius gewesen.
Die Bürgermeisterin rief den Kameraden zu: „Mit Stolz können Sie heute dieses Fest begehen. Die Bereitschaft des Einzelnen zum freiwilligen Dienst für das Gemeinwohl, dem Nächsten in Not und Gefahr beizustehen und zu helfen, ist bis heute erhalten geblieben. Mögen sich auch in Zukunft immer wieder Bürger bereit erklären, freiwillig und ehrenamtlich Mitglied in der Freiwilligen Feuerwehr zu werden.“ Dazu trage auch, wie es hieß, die aktive Jugendarbeit bei. Die Glöwener Jugendwehr zählt derzeit 18 Mitglieder.
Seit Sonnabend besitzt die Freiwillige Feuerwehr Glöwen eine Traditionsfahne, die mit dem Kletzker Feuerwehrbanner geweiht wurde. Hauptbrandmeister Michael Schneider, Leiter des Feuerwehrmuseums Stendal, nahm die Fahnenweihe anlässlich des 100-jährigen Bestehens der Wehr nach einleitenden Trompetensignalen vor. Er hielt dazu die von zwei Fahnenkommandos abgesenkten Flaggen aneinander und erinnerte daran, dass sich die Feuerwehr dem Schutz des Gemeinwohls verschrieben hat. Er sprach die Hoffnung aus, dass die Fahne die Bürger der Gemeinde und die Kameraden verbinde und vor Schaden bewahre: „Mögen sich auch in Zukunft Menschen um die Fahne scharen, die andere retten und schützen.“
Finanziert werden konnte die kostbare Fahne der Glöwener Wehr mit der Spende des örtlichen Unternehmers Wolfgang Wenk. (Von Wolfram Hennies)
Aus der Chronik
Am 7. Januar 1911 wurde die Freiwillige Feuerwehr Glöwen mit 30 aktiven Mitgliedern gegründet. Der Bauer Paul Kuhblank wurde Hauptfeuerwehrmann und leitete die Wehr bis 1938.
Am 20. Juli 1924 wurde das neu erbaute Feuerwehrgerätehaus an der Quitzöbeler Straße
mit der Inschrift „Gott zur Ehr – dem nächsten zur Wehr“ eingeweiht. Die Inschrift musste jedoch in den 70er Jahren auf Anordnung der DDR-Behörden entfernt werden.
Im Jahre 1928 erhielt die Wehr Glöwen ihre erste Kleinmotorspritze; 1933 wurde eine Zisterne am Ausgang des Dorfes in Richtung Netzow gebaut, die heute noch als Löschwasserreservoir genutzt wird.
Im Jahre 1991 wurde die ehemalige Armeewerkstatt zum neuen, größeren Feuerwehrgerätehaus umgebaut.
Aktuell verfügt die Wehr über ein Löschfahrzeug F 10, ein Tanklöschfahrzeug sowie über einen Mannschaftstransporter, der als Einsatzleitwagen genutzt wird. wh